Fibel der Claude de France

Buchtitel
Fibel der Claude de France
1
veröffentlicht: 2022
Bibliotheks-ID:
Zustand:
1000740278931412
Sehr Gut
Genre
Stundenbücher / Gebetbücher
Stil
Renaissance
Typ
Autoren
Guido Mazzoni (um 1445–1518)
Jahrhundert
XV
Land
Frankreich
Anzahl
20 Seiten / 26,0 × 17,5 cm
Jahr
1500
Beschreibung
Die Fibel der Claude de France
Fibeln, aus denen Kinder das Alphabet und das Lesen erlernen, gab es im Mittelalter nur höchst selten. Zumindest sind nur sehr wenige mittelalterliche Handschriften dieser Art überliefert. Das wohl schönste dieser raren Exemplare ist die Fibel der Claude de France von 1505. Der Codex, der das Alphabet in teils verschiedenen Buchstabenvariationen, sowie die wichtigsten christlichen Gebete enthält, ist mit einer Vielzahl an kostbaren Bildern ausgestattet. Zwei ganzseitige Bilder und 36 Miniaturen, eingerahmt von goldenen Architekturbordüren, sowie unzählige Zierelemente und ausgestaltete Initialen mit Pinselgold schmücken den Codex.
Im Auftrag der Königin von Frankreich
Im Jahr 1505 war Claude, die erste Tochter der französischen Königin Anne de Bretagne sechs Jahre alt. Anne gilt als hochgebildete Kunstliebhaberin und einige italienische Künstler der Renaissance waren zu jener Zeit am französischen Hofe tätig. Die Königin, die die italienische Kunst sehr schätzte, wollte ihrer Tochter ermöglichen, sich das Lesen und Schreiben selbst beizubringen. Sie beauftragte den Maler Guido Mazzoni aus Modena, ein Werk in kindgerechtem Format zu gestalten. Neben einer Ausführung des Alphabets sollte der Codex auch die täglichen Gebete enthalten, die im Mittelalter jedes Kind auswendig wissen musste. Guido Mazzoni galt aufgrund seiner Skulpturen, Gemälde und Buchmalereien als einer der begabtesten und vielseitigsten Hofmaler jener Zeit.
Ein Aushängeschild der französischen Buchkunst
Die spätere Königin Claude war selbst eine bekannte Bücherliebhaberin. Sie achtete gut auf ihren ersten Codex und es ist gut möglich, dass auch ihre eigenen Kinder damit das Lesen lernten. Genaues lässt sich über den Verbleib des Werkes allerdings nicht bestimmen. Erst im 18. Jahrhundert wird die Handschrift im Privatbestand einer wohlhabenden englischen Familie aufgelistet. 1808 erwarb der irische Wohltäter und Antiquar Richard, Fitzwilliam of Merrion das Buch und vermachte es nach seinem Tod, zusammen mit einer opulenten Handschriftensammlung der Universität von Cambridge.
Bezaubernder Bilderreichtum
Die Fibel eröffnet mit einer ganzseitigen Malerei der Königin Anne de Bretagne, die in Begleitung ihrer Namenspatronin Anna dargestellt ist. An das Porträt schließen sich 36 Miniaturen an, die in einer Bilderfolge die Geschehnisse der Schöpfungsgeschichte über den Sündenfall bis zum Tod Adams erzählen, und die Heilsgeschichte bis zur Geburt Jesu Christi damit verknüpfen. Die Bildergeschichten werden durch kleine Textfelder in klarer, großer Schrift kommentiert. Der Maler wählte für die Darstellungen von Landschaften fast transparente Farben, die die Bilder wie Aquarelle erscheinen lassen und die scharf konturierten und leuchten farbigen Figuren in den Vordergrund treten lassen. Umrahmt sind die Miniaturen von architektonischen Bordüren aus fein schimmerndem Pinselgold. Der Codex schließt mit einem Porträt der jungen Prinzessin Claude, die ebenfalls mit ihrem Namenspatron Claudius dargestellt ist.
Ein versierter Meister
Ein unverwechselbares Detail der Fibel sind die realistischen Bordüren und dekorierten Initialen, die die Miniaturen und den Text des Buches schmücken. Guido Mazzoni hat als Bildhauer viel Erfahrung in der Darstellung von Architektur gesammelt. Die Bordüren zeigen goldene, kunstvoll konturierte und geschmückte Säulen, Basen und Kapitelle, die den Miniaturen einen dekorativen Rahmen verleihen. Dem Maler gelang es, realitätsnahe Einsichten in mittelalterliche Städte, Renaissancepaläste und natürliche Landschaften wiederzugeben. Den eindrucksvollen Bildern setzt er einen Text entgegen, der durch goldene Initialen geschmückt ist, welche teilweise von blumigen Ornamenten, Vögeln und Engelsgestalten umrandet sind. Die Fibel der Claude de France ist noch heute ein Genuss für das Auge ihres Betrachters.
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