Codex Gisle

Buchtitel
Codex Gisle
veröffentlicht: 2022
Bibliotheks-ID:
Zustand:
1000869378938700
Sehr gut
Genre
Unbekannt
Stil
Unbekannt
Typ
Faksimile
Autoren
Unbekannt
Jahrhundert
XIII
Land
Deutschland
Anzahl
Unbekannt
Jahr
1300
Beschreibung
Das Goldene Graduale der Gisela von Kerssenbrock ist ein mittelalterliches Gesangbuch für den gregorianischen Chor des Zisterzienserinnenordens in Marienbrunn bei Osnabrück. Es wurde um 1300 von der Chorleiterin Gisela von Kerssenbrock geschaffen und rund 500 Jahre lang im Nonnenkloster Marienbrunn verwendet. Berühmt ist das Werk für seine 53 prächtigen historisierten Initialen, 15 blaue und goldene Initialen, die von flammenden roten Ranken umschlungen sind, sowie 200 kleine, goldene Initialen mit blauem und rotem Hintergrund. Im Gegensatz zu den meisten Gradualien, die etwa 650 Hymnen enthalten, umfasst der Codex Gisle fast 1.500 Hymnen in gekürzter oder vollständiger Form. Damit ist die Handschrift nicht nur einer der umfangreichsten mittelalterlichen Musikmanuskripte, sondern auch gründlicher und aufwändiger verziert als jedes andere Werk seiner Art.
Der Codex Gisle
Ein Graduale ist eine Sammlung aller lateinischer Kirchengesänge, die die täglichen Messen in Klosterorden begleiteten und vom gregorianischen Chor vorgetragen wurden. Im Konvent Marienbrunn in Rulle bei Osnabrück wurde ein solches Graduale von wahrhaft ungewöhnlicher Qualität entdeckt. Der Codex Gisle wurde etwa um 1300 von seiner Namensgeberin Gisela von Kessenbrock verfasst. Sie schrieb die Notation zu den lateinischen Gesängen nieder und illustrierte die Seiten ihres Werkes meisterhaft mit großen Bild-Initialen auf poliertem Goldgrund. Es befinden sich insgesamt 53, teils ganzseitige ausgestaltete Initialen im Codex. Hinzu kommen 15 blau-goldene Initialen umschlungen von flammend roten Pflanzenranken, sowie 200 kleine, blau hinterlegte Goldinitialen.
Das Wort Gottes im täglichen Kirchengesang
Die gregorianischen Chorgesänge waren das wohl wichtigste und unverzichtbarste Element der Gottesdienste in mittelalterlichen Klöstern. Sie begleiteten die wichtigen liturgischen Handlungen wie den Einzug in die Kirche, die Bereitung des Abendmahls und die Kommunion. Üblicherweise beinhaltete ein Graduale aus dem 13. Jahrhundert in etwa 650 Gesänge. Der Codex Gisle hat einen weitaus größeren Umfang. Beinahe 1500 Gesänge wurden hier in verkürzter oder vollständiger Form festgehalten.
Gisle- eine Größe des Ordens
Mehrere Darstellungen von Nonnen in Ordenstracht sind im Codex verzeichnet. Eine der dargestellten Nonnen ist explizit als Gisle benannt. Dabei handelt es sich nachweisbar um die adlige Ostwestfälin Gisela von Kerssenbrock. Sie war die Leiterin des Chors im Zisterzienserorden Marienbrunn. Sie organisierte den Chor und die Solistinnen, wählte mehrmals täglich Stücke für Messen aus, unterwies ihre Mitschwestern im Gesang, überwachte Bibliothek und Schreibstube des Klosters und war verantwortlich für die Herstellung der Musikhandschriften. Sie hatte eines der höchsten Ämter im Konvent inne und widmete sich dieser Aufgabe hingebungsvoll. Der Codex Gisle ist ihr prächtigstes und aufwendigstes Kunstwerk.
Ein ausgefallener Bilderschatz
Wie in den Gradualen des Mittelalters üblich, beschränkt sich der Bilderschmuck auch im Codex Gisle auf die Initialen. Diese sind allerdings so effektvoll ausgestattet, wie in keinem anderen Werk dieser Art. Die Initialen hier wurden zu teils ganzseitigen Miniaturen ausgearbeitet, die in leuchtend blauen und roten Farbtönen gehalten sind und sich elegant vom schimmernden Goldgrund abheben. Die Meisterin Gisela drückt ihren tief empfundenen Glauben mit sensiblen, unbefangenen Bildern von Bibelszenen aus. An der Buchstabengröße und dem Reichtum der Ausstattung kann man die Bedeutung des jeweiligen Gesanges erkennen.
Bedeutende Geschichte
Der Codex Gisle ist das künstlerische Aushängeschild des Klosters Marienbrunn bei Osnabrück. Hierbei handelt es sich um das erste der 25 westfälischen Frauenklöster des Zisterzienserordens, in dem das Graduale 500 Jahre lang in Gebrauch war. Während der Zeit der Säkularisation ging das Werk in den Besitz des Osnabrücker Weihbischofs Karl Klemens über, und heute wird es aufbewahrt im Bistumsarchiv Osnabrück.
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