Brüsseler Stundenbuch

Buchtitel
Brüsseler Stundenbuch
1
veröffentlicht: 2023
Bibliotheks-ID:
Zustand:
1000270678933243
Sehr Gut
Genre
Stundenbücher / Gebetbücher
Stil
Gotisch
Typ
Faksimile
Autoren
Wahrscheinlich Jean, Duc de Berry / André Beauneveu Jacquemart de Hesdin
Jahrhundert
XIV
Land
Frankreich
Anzahl
276 Seiten / 27,5 × 18,5 cm
Jahr
1400
Beschreibung
Brüsseler Stundenbuch
Das Brüsseler Stundenbuch ist eine illuminierte Handschrift, die für die Buchkunst des französischen Mittelalters eine herausragende Rolle spielte. Es entstand etwa um 1400 und bis heute konnte weder ein Auftraggeber, noch ein Hersteller des Meisterwerkes eindeutig bestimmt werden. In diesem privaten Gebetbuch wurde erstmals eine Technik der Buchillustration verwendet, die sonst nur in der Gemäldekunst Anwendung fand. Auf diese Art wurde kommt traumhaften Bildern der Handschrift eine Bedeutung zu, die die Miniaturen zu eigenständigen kleinen Kunstwerken macht. Auch ohne Text entfalten die Darstellungen eine unfassbare Wirkung. Die Handschrift sorgte für eine Revolution in der französischen Manuskript- und Illuminationskunst.
Das Brüsseler Stundenbuch
Das geheimnisvolle Brüsseler Stundenbuch ist nicht nur bemerkenswert aufgrund seiner kunstvollen, unglaublich hochwertigen Illumination. Es ist gleichzeitig ein Codex, dessen Entstehungsgeschichte bis heute nicht genau aufgeklärt werden konnte. Das um 1400 entstandene private Gebets- und Andachtsbuch umfasst 276 Seiten mit 20 umwerfenden, ganzseitigen Miniaturen. Ein besonders reizvolles Merkmal der Handschrift ist die wiederkehrende Darstellung eines verwundeten Schwans, welcher von Experten als Zeichen der Erinnerung eine große, schmerzvolle Liebe interpretiert wird. Die Bilder wurden in einem besonderen technischen Verfahren hergestellt und entsprechen in ihrer Form und Ausführung nicht den typischen Buchillustrationen ihrer Zeit. Es handelt sich beim Brüsseler Stundenbuch um ein Werk von wahrhaft wegweisender und moderner Machart.
Der geheimnisvolle Ursprung des Codex
Bis heute konnte der Auftraggeber des Brüsseler Stundenbuches nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Allerdings sprechen Indizien dafür, dass es sich dabei um Jean de Valois, den Herzog von Berry handelt. Darstellungen des herzoglichen Wappens, herzoglicher Embleme und des Monogramms „VE“ in der Bilderhandschrift sprechen eindeutig für diese These. Auch über den Verfasser des Meisterwerkes wird in der Forschung bis heute angeregt diskutiert. Ein Bildhauer und Maler aus dem Hennegau, André Beauneveu, wird als möglicher Meister des Buches interpretiert. Beauneveu wurde bekannt durch seine Arbeiten für den französischen Hof, im Besonderen für eine Eingangsminiatur des berühmten Psalters des Herzogs von Berry. Ebenso ist der Künstler verantwortlich für eine ganze Reihe imposanter Grabstatuen für die Abtei von St. Denis. Die Konzeption und die Vorzeichnungen der Miniaturen können aber möglicherweise auch auf den Buchmaler Jacquemart zurückgehen, der seit 1384 im Dienste des Herzogs von Berry stand. In jedem Fall wurde das Brüsseler Stundenbuch von einem Meister angefertigt, der das Handwerk des illuminierten Manuskripts revolutionierte.
Moderne und wegweisende Illuminationskunst
Die Illumination des Brüsseler Stundenbuches weist einige Besonderheiten auf, die erstmalig in der Geschichte der handschriftlichen Buchkunst des Mittelalters auftreten. Der nicht eindeutig bestimmte Meister des Stundenbuches nutzte ein Verfahren der Koloration, welches zuvor ausschließlich in der Tafelmalerei auftrat. Dabei handelt es sich um die sogenannte Demi-Grisaille-Technik. Als Grisaille bezeichnet man eine Art von Malerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist. In der Demi-Grisaille wird die monochrome Farbgebung mit kräftig leuchtenden Farbtupfern angereichert. Durch dieses originelle künstlerische Verfahren konnte ein einzigartiges Spiel mit Licht und Volumen erzeugt werden, welches im Brüsseler Stundenbuch besonders in einem doppelseitigen Bildnis zur Geltung kommt. Eine weitere entscheidende Neuerung in der Buchillustration wurde durch das Stundenbuch salonfähig gemacht. Die Miniaturen der Handschrift füllen ganze Seiten, was vorher nie der Fall war, und wirken auf den Betrachter wie ein Fenster zur dargestellten Szenerie. Dadurch wurde der Miniatur erstmals ein autonomer Status verliehen, in der das Bild seine Wirkung völlig ohne begleitenden Text entfaltet. Für die französische Buchmalerei war diese Illuminationsweise eine wegweisende Neuerung, die das Brüsseler Stundenbuch zum Ursprung der gotischen Buchkunst macht.
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